6. November 2023

OB wirbt weiter für „Neue Mitte“: Freie Wähler bezweifeln Finanzierbarkeit

Mühlacker. „Dass Oberbürgermeister Frank Schneider an seinem ursprünglichen Konzept „Neue Mitte“ mit großem Wohn- und Geschäftshaus, verbunden mit einer Stadthalle über der B 10 gebaut, festhalten will, wundert uns“, so Rolf Leo für die Fraktion der Freien Wähler (FW).

„Für uns ist dies deshalb schwer nachzuvollziehen, weil mit dem Landratsamt ein möglicher wichtiger Ankermieter des Großprojekts verloren gegangen ist, nachdem bekannt wurde, dass der Enzkreis es vorziehen würde, zukünftig in das neue Verwaltungsgebäude der Firma Craiss zu ziehen“, so der Fraktionschef. 

Seitens der Freien Wähler wird betont, dass die Finanzierbarkeit des Großprojektes „Neue Mitte“ von Anfang an auf tönernen Füßen gestanden habe, und von der FW schon bei der Einbringung stark angezweifelt worden sei. Das sogenannte Stadthaus habe im EG eine Fläche von 3700 qm für Lebensmittel-Discounter, Drogeriemarkt und Back-Shop ausgewiesen. In den vier Obergeschossen seien rund 10 000 qm Flächen für Büroräume, betreutes Wohnen oder für anderen Wohnraum vorgesehen. Insgesamt kommt der Projektentwickler zu einem jährlichen Mietertrag von 2,37 Millionen Euro. Von diesen Erträgen sollte dann die Refinanzierung des Stadthauses mit 45 Mio Euro und die neue Stadthalle mit rund 25 Millionen Euro über eine zu gründende Projektgesellschaft finanziert werden. „Selbst in der reinen Theorie könnte so etwas schwerlich funktionieren, in der praktischen Umsetzung gleich zweimal nicht“, stellt Rolf Leo kritisch fest. Denn wer die Mietpreise in der Bahnhofstraße kennt und zum Vergleich heranzieht, wird schnell erkennen, dass die Rechnung nicht aufgehen kann. Dazuhin müsse man zur Kenntnis nehmen, dass es derzeit bedauerlicherweise viel Leerstand bei Laden- und Büroflächen gebe, bedauert Fraktionsvize Ulrich Hagenbuch.  Ergänzend fügt er noch hinzu, dass der Projektentwickler Bernhard Reiser selbst in nichtöffentlichen Sitzungen keine Namen für potentielle Mieter der Einkaufsflächen nennen konnte. 

Dass die sogenannte Machbarkeitsstudie, von der Gemeinderatsmehrheit gegen die Stimmen der FW-Stadträte für 50 000 Euro beschlossen, zu dem Ergebnis gekommen sei, dass das Projekt bautechnisch und finanziell zu verwirklichen sei, verwundere nicht, so die Fraktion. Denn der Stuttgarter Projektentwickler Reiser von MESA-Development durfte selbst diese Studie durchführen. Ein anderes Ergebnis hätte also verwundert! Rolf Leo erinnert an die fehlgeschlagenen Vermarktungsversuche des früheren Mühlehofs in den Endjahren und der Nachfolgeentwürfe, wie z.B. dem Erlenbach-Center. Alle seien auch an der Lage zwischen Rathaus und Bundestraße mit den daraus folgenden schwierigen Anlieferungs- und Parkierungskonzepten gescheitert. 

Die FW – Fraktion habe nicht nur erhebliche Zweifel am Finanzierungsmodell, sondern kritisiere auch aus gestalterischen Gründen vehement das Projekt. „Die Dimensionen übertreffen weit die umgebenden Gebäude, erschlagen den Betrachter geradezu“, äußern die Stadträte Frank Alber und Ulrich Conle ihren Unmut. Die Freien Wähler werben bei der Bevölkerung für ihren Entwurf einer grünen Stadtmitte. „Mit schattigen Sitzecken, einem Bistro oder zusätzlichen Flächen für Open-Air-Veranstaltungen, z.B. der Vereine, ist eine Stadtmitte auch zu beleben“, widerspricht Rolf Leo der Kritik des Oberbürgermeisters, der FW-Entwurf trage nicht zur Belebung der Innenstadt bei. In Zeiten des Klimawandels müsse man sich diesen unumkehrbaren Fakten beugen und sich vor den Begebenheiten zunehmender Hitze und nachfolgender Sturzregenereignisse wappnen. Diesem Ziel komme man mit mehr Grün statt weiterer Großbauten aus Beton entscheidend näher.

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